Adam und Eva Ein Auszug aus dem

Adam und Eva
Ein Auszug aus dem Buch  "Der Gottmensch" von Maria Valtorta.
Es ist eigentlich nur eine Anmerkung im Kapitel - 213 Die Bergpredigt - Die Seligpreisungen (Fünfter Teil)

Siehe im PDF, im Hörbuch ist es glaube ich nicht.

 

18

    Um Einwendungen vorzubeugen, erkläre ich, worin die Verführung des Auges und des Ohres Evas bestand. Man überlege und beachte, dass es sich um einen geistigen Kuss handelte, um eine intellektuelle Lehre über die Bosheit, um eine Neugierde zu erwecken, die anfänglich geistiger Natur war, so wie auch die von Gott gestellte Prüfung geistig war, um Adam und Eva in der Gnade zu festigen: Im Gehorsam gegenüber dem einzigen Gebot Gottes. Die anfänglich geistige Neugierde entartete zu einer Neugierde für das Stoffliche, die sich immer mehr dem Fleischlichen zuwandte. Eva war ganz Gnade und Unschuld, mit einer Fülle übernatürlicher Gaben ausgestattet und sah und erkannte Gott und sich selbst in Gerechtigkeit, als ein zur übernatürlichen Höhe des Kindes Gottes erhobenes Geschöpf. Sie sah und erkannte ihr Verhältnis als Geschöpf zu ihrem Schöpfer, den Unterschied zwischen ihm und ihr, der weder dadurch aufgehoben wurde, dass Gott der Vater den Menschen nach seinem Bild und Gleichnis erschaffen hat, noch durch seine göttliche Liebe zu seinem Geschöpf. Nichts hatte sie dazu verleitet, sich für Gott ebenbürtig zu halten, zu sein wie Gott, was ihre Natur und Macht betraf. Nichts hatte sie begierlich gemacht, alles sein zu wollen und zu können, so wie Gott alles ist und alles kann. Unschuldig und glücklich wie ein Kind war sie zufrieden mit dem, was ihr geschenkt worden war. Sie war seelisch und körperlich gesund, weil sie frei von abnormalen Begierden und Trieben war. Sie erkannte sich als Kind Gottes, und als solche erkannte sie auch ihren Gefährten. Als Königin über Tier- und Pflanzenreich, lag die Schöpfung zu ihren Füssen, doch ihr Anblick verführte ihre Seele nicht zur Sünde, sondern spornte sie an, über das Natürliche hinauszuwachsen; denn die Herrlichkeiten des Paradieses, in denen sie Gott erkannte, führten sie zu einer immer vollkommeneren Liebe zu ihrem Herrn. Sie erkannte sich in ihrem erhabenen Teil als Kind Gottes und nicht als animalisches Geschöpf. – Satan näherte sich ihr in Gestalt einer Schlange und zog die Unbedachte an sich.
    Die Schlange verstand es, mit ihrer Eigenart Eva zu begeistern und strömte ihr tödliches Gift mit ihrem magischen Zauber aus, wodurch geistige Erkenntnis und Einsichtsvermögen der Frau getrübt wurden, so dass sich das geschmeichelte Weib in Eva enthüllte. Eva würde sich nun mächtig wie Gott glauben, sobald sie das Kennzeichen eines Geschöpfes, d. h. die Pflicht, dem Gebot Gottes zu gehorchen und nur das zu tun, was Gott erlaubt, weit von sich werfen würde.
    Als sie sich dieses Kennzeichens entledigt hatte, um wie Gott zu sein, überkam sie die seelische Ausschweifung des „Alles-Können“, und diese zeugte die geistige Ausschweifung des „Alles-Kennen-Wollen“, das Gute und vor allem das Böse, das Gott ihr zu kennen verbot, während die Schlange sie dazu anspornte, es kennenzulernen; denn nur durch die vollständige Kenntnis des Guten und Bösen würden sie und Adam „wie Götter“, und damit ihr Geschlecht und Same aus eigener Kraft unsterblich. Die Schlange bot sich ihr als Lehrmeisterin der unbeschränkten Erkenntnis an, und Eva nahm diese als Lehrmeisterin an. Die geistige Ausschweifung als Tochter der seelischen, zeugte nun die fleischliche Ausschweifung. Eva, die ihr Seh- und Hörvermögen schon zum Bösen benutzt hatte, wollte nun auch ihren Tastsinn dazu benützen, die Geheimnisse der verbotenen Frucht zu erkennen; mit dem Geruchssinn nahm sie deren betörenden Duft in sich auf, mit dem Geschmack öffnete sie die Schale einer neuen Erkenntnis, um den unbekannten Geschmack zu kosten. – In ihr erwachte die böse Begierde, das, was sie kaum versucht hatte, nunmehr vollständig auszukosten.
    Der Gnade, der Unschuld und Unversehrtheit beraubt, erschien ihr das Böse gut. Sie war nicht mehr fähig, ihre Sinnlichkeit der Vernunft zu unterstellen. – Sie erkannte sich und ihren Gefährten und wollte auch ihn zu dieser Erkenntnis führen. Arglistig näherte sie sich Adam und konnte ihn dazu verleiten, das Gebot Gottes mit Füssen zu treten.
    Sie verführte ihn zu dem, was sie schon getan hatte: in den Apfel zu beissen. Nachdem sie ihn in Unkeuschheit und Bosheit ihr gleichgemacht hatte, überredete sie ihn, die verbotene Frucht zu essen, um sich einen neuen, sofortigen Genuss zu verschaffen, und dazu die Macht, künftig Gott im Erschaffen neuer Menschen ähnlich zu sein, nach den Naturgesetzen, denen auch die Tiere unterworfen sind und anders als von Gott bestimmt. – Satan wollte erstens aus dem Menschen als Kind Gottes einen tierischen Menschen machen und zweitens versuchen, aus dem göttlichen Eingeborenen, der Mensch geworden war, einen Sünder zu machen. – Sein erstes Ziel, den Geist durch das Fleisch zu besiegen, erreichte er im unglückseligen Sündenfall. Sein zweites Vorhaben, den Messias zur Sünde zu verführen, schlug fehl. So satanisch auch sein Plan war, den Messias in die Sünde zu stürzen und dadurch jede Möglichkeit einer Wiedergeburt des Menschen zum Kinde Gottes zu verhindern, so diente doch dieser Plan der „Vollendung“ des Gott-Menschen, indem Christus in seiner Gnade als Mensch bestätigt wurde und somit in seiner Macht als Messias, als Ursache des ewigen Heils für die erlösten Kinder (Nachkommenschaft) Adams.